El Arte no se valora

Ich bin für eine Weile in Costa Rica und helfe hier in einem Zirkusprojekt. Wieso, weshalb, warum ist für die allermeisten wohl weniger interessant, deswegen skippe ich diesen Part und komme direkt zum Thema dieser Kolumne: Kunst. 

Während ich in meiner Bubble zuhause vor allem mit Menschen zu tun habe, die studieren oder in einem Ausbildungsberuf arbeiten, bin ich hier täglich umgeben von Künstler*innen:

Mono, der wenn die Ampel auf Rot springt, mit seinem Einrad und seinen Jonglage-Keulen in die Mitte der Kreuzung tänzelt und sich damit ein paar Colones verdient. …

Traumberuf Allesarbeiterin

Als ich etwa neun Jahre alt war, hieß mein Lieblingsspiel „Allesarbeiterinnen“. Die Spielregeln waren einfach: Meine beste Freundin und ich saßen in unserem Büro (mein Kinderschreibtisch) und empfingen Anrufe auf dem alten Schnurtelefon meiner Großmutter. Die Anrufer*innen waren Auftraggeber, die uns zufälligerweise immer genau den Job vorschlugen, zu dem wir gerade Lust hatten. So schrieben wir Artikel für wichtige Zeitungen, organisierten große Events, setzten uns für den Tierschutz ein. Warum für einen Beruf entscheiden, wenn wir alles sein konnten?
Masterstudiengängen auseinandersetze. Die Bachelorarbeit in Psychologie nun endlich abgegeben, stellt sich erneut die große Frage „Was will ich eigentlich werden?“ 

Chaos

Manchmal fühlt sich mein Leben an, als würde ich beim Autofahren die Augen zumachen und einfach hoffen, dass ich keinen größeren Unfall baue. 

Manchmal wäre ich gerne einer dieser gut sortierten, geordneten Menschen, bei denen Pläne so laufen, wie sie mal gedacht waren. Die Tage eine Struktur haben und die Wohnungen aufgeräumt sind. Bei denen alles seinen Platz hat. Einer dieser Menschen, die ihre To Do Listen nicht nur schreiben, sondern tatsächlich abarbeiten.

La Pura Vida

Das Leben einfach fließen lassen und den Dingen nachgehen die im Alltag auf der Strecke bleiben. Yoga, Meditation, Kunst, Bücher lesen, Me-Time und Quality-Time mit meinem Partner. So stellte ich es mir vor. „Das pure Leben“. Seit Anfang des Jahres träumten mein Freund und ich davon, gemeinsam auf große Europareise zu gehen. Um genau zu sein – zu fahren, denn wir beide steckten eine Menge Zeit, Liebe und Energie in einen Mercedes Sprinter und ackerten uns ein halbes Jahr lang den Arsch wund, um im Sommer das beliebt gewordene „VANLIFE“ leben zu können. Dabei bewegten wir uns zwischen euphorisierenden Erfolgserlebnissen und niederschmetternden Rückschlägen. Die Zeit war geprägt von Tränen der Freude und manchmal auch von Tränen der Überforderung. Im Juli war es dann endlich soweit. Aus einem Sprinter wurde ein Zuhause. Wir ließen Familie, Freund*innen und Routinen hinter uns und stürzten uns ins Abenteuer. 

Höher, Weiter, Schneller

Es ist kein halbes Jahr her, da saßen wir alle zuhause und sehnten uns schmerzlich danach, dass es wieder Leben auf den Straßen, in den Restaurant und Cafés geben würde. Die Vorstellung, sich auf ein Glas Wein in einer Bar zu treffen, schien so weit weg, als wäre es etwas Besonderes, einen unbeschwerten Abend mit Freund*innen verbringen zu dürfen. In der Zeit des Lockdowns haben viele realisiert, dass es genau das ist – Besonders. Ich habe mir damals vorgenommen, dankbar für jeden Café-Besuch, jeden Ausflug und jede noch so kleine WG-Party zu sein, sobald das alles wieder möglich wäre.

Kreativ mit Anlauf

Im letzten Monat habe ich nicht geschrieben. Nicht auf diesem Blog, nicht in mein Tagebuch. Keine Gedanken, keine Zitate, keine Ideen.
Es gab kein dramatisches Ereignis in meinem Leben, das diese kleine Blockade hervorgerufen hat. Doch ich merke grade mehr als zuvor, wie sehr der Alltag meine Kreativität einschränkt. Ich habe nicht aufgepasst und keinen Raum gelassen für all die Worte, die zu Papier gebracht werden wollen. Hatte keine Lust, mich hinzusetzen und noch in die Tasten zu hauen. Es kam mir so vor, als müsste ich zu viel Energie dazu aufwenden, um zu schreiben. Ich war antriebslos und habe es deshalb einfach sein gelassen.

Pause machen

Ich bin im Urlaub. Zum ersten Mal seit dem viel zu langen Corona-Winter habe ich mit gepacktem Rucksack eine Grenze überquert. Und dabei gemerkt, wie wichtig es doch ist: Abstand zu nehmen. Pause zu machen.

Anti-Produktivitätswahn

Im ersten Lockdown gingen gefühlt gleichzeitig mit den Corona-Fällen die Anzahl der Motivations-Posts in die Höhe. „Jetzt hast du die Zeit, deine Projekte zu verwirklichen und all das zu tun, was du vorher nie geschafft hast.“ Blabla. Ah okay, das war jetzt das Jahr, in dem ich mich verwirklichen sollte? Schade, hat leider nicht so wirklich funktioniert. Der Roman, den ich seitdem schreiben will, ist noch nicht länger als eine Seite. Der Produktivitätswahn hat bei mir nichts anderes ausgelöst als Druck.

Gute Laune To Stay

Ich hätte nie gedacht, dass es mich so glücklich macht, Menschen an Tischen vor Cafés sitzen zu sehen. Menschen, die sich unterhalten. Menschen, die Kaffeetrinken und dabei ein Buch lesen. Kellner, die geschäftig umherlaufen. Große Eisbecher. Kleine Teller mit überteuerten Speisen. Die normalsten Dinge der Welt. Die sich nach Monaten des Lockdowns noch unwirklich anfühlen, wie ein Traum.

Alle werden Bock haben

„Bin nur kurz was zu trinken holen“, schreie ich meiner Freundin ins Ohr. Sie schaut mich fragend an und ich deute auf die Bar. Als Antwort bekomme ich ein kurzes Nicken, dann schließt sie wieder ihre Augen und findet im Nu zurück in den Takt. Ausnahmsweise ist die Musik heute mal wirklich gut hier.