Die letzten Wochen waren wieder heftig. Genau genommen passieren ja leider jede Woche unglaublich schreckliche Dinge weltweit, doch ab und zu ergreifen uns die Geschehnisse eben besonders. Dann gehen Bilder um die Welt und das Schicksal betroffener Menschen geht uns nah. Da gucken wir Nachrichten, fühlen uns hilflos, weinen vielleicht. Da sind wir verständnislos dafür, wie wir in unserer heilen Bubble nahezu ungestört leben können, wenn außerhalb alles zerfällt.
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Kreativ mit Anlauf
Im letzten Monat habe ich nicht geschrieben. Nicht auf diesem Blog, nicht in mein Tagebuch. Keine Gedanken, keine Zitate, keine Ideen.
Es gab kein dramatisches Ereignis in meinem Leben, das diese kleine Blockade hervorgerufen hat. Doch ich merke grade mehr als zuvor, wie sehr der Alltag meine Kreativität einschränkt. Ich habe nicht aufgepasst und keinen Raum gelassen für all die Worte, die zu Papier gebracht werden wollen. Hatte keine Lust, mich hinzusetzen und noch in die Tasten zu hauen. Es kam mir so vor, als müsste ich zu viel Energie dazu aufwenden, um zu schreiben. Ich war antriebslos und habe es deshalb einfach sein gelassen.
Support von Außen
Pride Month ist vorbei und mein Nachbar von Gegenüber hat allen Ernstes die Regenbogenfahne an seinem Balkon wieder gegen die seines Lieblingsfußballvereins eingetauscht. Naja, das war immer noch besser als nichts, denke ich mir.
Ich bin eine weiße, heterosexuelle Cis-Frau aus einem finanziell stabilen Akademiker*innen-Haushalt. Keine Einschränkungen. Keine Erkrankungen. Die Liste meiner Privilegien zieht sich vielleicht nicht ins Unendliche, aber die paar Steine auf meinem Weg sind definitiv eher Kiesel als Felsen.
Pause machen
Ich bin im Urlaub. Zum ersten Mal seit dem viel zu langen Corona-Winter habe ich mit gepacktem Rucksack eine Grenze überquert. Und dabei gemerkt, wie wichtig es doch ist: Abstand zu nehmen. Pause zu machen.
Anti-Produktivitätswahn
Im ersten Lockdown gingen gefühlt gleichzeitig mit den Corona-Fällen die Anzahl der Motivations-Posts in die Höhe. „Jetzt hast du die Zeit, deine Projekte zu verwirklichen und all das zu tun, was du vorher nie geschafft hast.“ Blabla. Ah okay, das war jetzt das Jahr, in dem ich mich verwirklichen sollte? Schade, hat leider nicht so wirklich funktioniert. Der Roman, den ich seitdem schreiben will, ist noch nicht länger als eine Seite. Der Produktivitätswahn hat bei mir nichts anderes ausgelöst als Druck.
Mücken und Starrer
23 Grad und Sonne. Das perfekte Wetter, um Laptop und Uni-Bücher mal wieder in den Park mitzunehmen. Nach Monaten, in denen ich größtenteils meine eigenen vier Wände angestarrt habe, genieße ich es draußen zu sein, ein bisschen Wind abzubekommen und ein paar Menschen um mich zu haben. Ganze 5 Minuten fühle ich mich entspannt und zufrieden – bis der Mann ein paar Meter weiter dann anfängt Fotos zu machen. Von mir.
Alle werden Bock haben
„Bin nur kurz was zu trinken holen“, schreie ich meiner Freundin ins Ohr. Sie schaut mich fragend an und ich deute auf die Bar. Als Antwort bekomme ich ein kurzes Nicken, dann schließt sie wieder ihre Augen und findet im Nu zurück in den Takt. Ausnahmsweise ist die Musik heute mal wirklich gut hier.
Schmale Auswahl
Der mit Abstand anspruchsloseste Job, in dem ich je gearbeitet habe, war als Passform-Model. Knappe 3 Wochen lang wurden an meinem Körper Schnitte einzelner Kleidungsstücke der Größe 36 angepasst, während ich dafür bezahlt wurde, dazustehen und meine Arme von mir zu strecken. Nach einiger Zeit wunderte ich mich, wann denn die Passform-Models für alle anderen Größen kommen würden. Sie kamen nicht. Es gab sie gar nicht. „36 ist die Norm und alles darüber machen wir eben größer. Da wird nix angepasst“, sagte eine Kollegin.
Facette: 1 von 100
Letztens habe ich vor einem etwa 60-jährigen fremden Mann angefangen zu heulen. Damit meine ich nicht, dass mir eine Träne die Wange runterlief, sondern dass ich richtig geheult habe. Er hatte mitbekommen, wie ich …